Du sitzt zu Hause, im Sessel, eine Tasse heißen Tee in der Hand und beobachtest wie draußen dicke Schneeflocken durch die Straßen wirbeln. Sie sind vom Wind getrieben und lassen sich auf Dächern, Straßenlaternen und Ästen nieder. Du bist vom Leben getrieben und willst Dich auch einfach mal niederlassen, für einen Moment, für einen Abend, für immer. Begleitet von den zarten Klängen der Streicher und dem Rhythmus des Klaviers beginnen die Gedanken zu „Entity“ zu kreisen – um das Dasein auf dieser Erde, um die Einheit, die Ganzheit, die wir anstreben, mit uns und der Welt. Perfekt für einen einsamen Winter? Klingt kitschig – ist aber so.

Am 16. Februar 2018 erscheint das neue Album „Unity“ des argentinischen Pianisten und Komponisten Bruno Sanfilippo. Schon der Opener „Spiral“ bannt mit fast sakraler Mächtigkeit und Gesang, der feinfühlig eingeflochten wird und golden schillert in der Gesamtkomposition. Es ist geprägt von der typischen Instrumentierung: Piano und Streicher. Es ist durchweg harmonisch und von bezaubernder Reinheit. Zwischen klassisch und meditativ fließen die ersten sieben Stücke dahin bis die Platte im namensgebenden achten Song „Unity“ ihren emotionalen Höhepunkt findet.

Video zu Unity

Sanfilippo, der klassische Musik und Komposition am Galvani Conservatory (Buenos Aires) studiert hat, schafft mit „Unity“ magische Momente, die sich auf der Grenze zwischen Klassik, Neo-Klassik, Neuer Musik und Meditationsmusik bewegen. Wenngleich ruhig, besinnlich und tiefgründig, erschafft das Album jedoch keine melancholische, sondern eher eine harmonisch positive, beruhigend entspannende Athmosphäre.  Im Verlgeich zur kürzlich erschienenen Single „Doll“ und anderen älteren Werken Sanfilippos ist „Unity“ weitaus natürlicher, klassischer und weniger elektronisch.

„Doll“ ist ein rührend erzählerischer Song, der mehr „prepared piano“-Elemente und eine Prise Eric Satie enthält – und daher spannende und vielfältige Klangfarben zum Leuchten bringt. Der treibende Rhythmus am Klavier mit nur minimalen Tonvariationen verleitet das Stück in Schleife zu hören und wie nebenbei entpuppt sich die Geschichte einer Marionette, die sich ihrer Fäden zu entledigen versucht. Doch was sind wir noch im Puppentheater dieser Welt, wenn wir nicht mehr funktionieren? Können wir uns unserer selbst ermächtigen, der Fäden entledigen, im Takt, zum Puls der Zeit unseren eigenen Tanz tanzen?

Video zu Doll

„Unity“ erscheint bei dem russischen Label Dronarivm. Mehr zu Bruno Sanfilippo auf seiner Website und bei soundcloud.