Seit der Eröffnung von Día. – Raum für Automedialität ist einiges passiert: Ausstellungen, Konzerte, Poetry Slam, Kino und schreiben. Hier ein kurzer Rückblick auf die Kulturveranstaltungen, die jac im November besucht hat …
Ausstellungen:
Im Landesmuseum Hannover gab es zwei Ausstellungen zu sehen: Silberglanz. Von der Kunst des Alters (läuft noch bis 18.02.2018) und glanzlichter – naturfotografien 2017 (lief bis 12.11.2017). Auffällig: die isländische Natur, die in ihrer vielfältigen Schönheit das am häufigsten genutzte Motiv darstellt; die Tiermotive und die Motive unter dem Motto „Natur als Kunst oder künstlerische Natur“ wirken als hätte man sie schon aberhunderte Male gesehen und die damit einfach nur noch schön sind, aber nicht mehr, nicht reizvoll, nicht interessant, nicht originell; die Silberglanz-Ausstellung, die thematisch orientiert durch die Geschichte springt: von der Antike bis in die Postmoderne und dabei interessante Verbindungen aufdeckt; auch der kulturhistorische Wert des Selbstbildnisses und der Spiegel als Medium der Selbsterkenntnis (> Automedialität!) werden ausführlich betrachtet. Mehr auf der Website des Landesmuseums.
Live:
Die 21. deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften (Einzel- und Team-Finale) fanden in der Hannoverschen Oper am 28. Oktober 2017 statt. Interessant: der auf Dauer eintönige Singsang der Vortragenden, der an Deutsch-Rap erinnert; die unterschiedlich ausgeprägten Fähigkeiten mit oder ohne Zettel in der Hand sprechen zu können; der erfrischend ungewöhnliche Slang zweier Teilnahmer aus der Schweiz, schade dabei: dass sie sich um ein möglichst verständliches Hochdeutsch bemühen; der Mangel an weiblichen Vortragenden und die altersbedingt (U-21-Kategorie) pubertären Texte der einzigen drei (!) weiblichen Teilnehmerinnen. Hier der Fernsehbericht zum Team-Finale auf NDR.
Der Vortrag „Einführung in feministische Theorien“ (Deborah Sielert und Friederike Apelt) fand am 13. November 2017 im Elchkeller am Schneiderberg statt. Notiz: Einführungsveranstaltung für Studierende und interessierte Bürger_innen; subjektiver aber logisch strukturierter Überblick, der historische und theoretische Zusammenhänge aufgedeckt hat; organisiert und kuratiert von let’s push feminism forward und welcome to the jungle.
Die Veranstaltung „Zeichnen Deluxe“ mit Tronicat la Miez in der Caféte, HAWK Hildesheim, am 14. November 2017 war ein voller Erfolg. Facts and Fun: 80 Gäste, 1 Modell, 25 Posen und 3 Stunden Zeit zum Zeichnen; Anmerkung: jac hat notiert, nicht gezeichnet! Vielleicht gibt es als Nachtrag noch ein paar ausgewählte Texte, die an diesem Abend entstanden sind demnächst hier zu lesen. Mehr zu Zeichnen Deluxe hier.
Konzerte:
Slime, 1979 in Hamburg gegründete Punk-Band, in der 60er Jahre Halle, Faust e.V., am 10. November 2017: zu viel Platz im Moshpit und trotzdem Spaß am Pogen; Texte waren schon mal intelligenter; Musik klassisch im Sinne von erwartungsgemäß punkig, rockig, am Ende sogar zum Mitsingen melodisch; mehr Punk-Attitüde als dass der Geist wirklich noch Kraft hätte – Der Punk ist tot, lang lebe der Punk.
Sophia, 1996 vom US-Amerikanischen Sänger und Gitarrist Robin Proper-Sheppard gegründete Alternative Rockband, in der Glocksee am 18. November 2017: melodisch-melancholischer Gitarren-Rock mit Keys und Drums; viel Hipster-Attitüde; schön für einen Samstagabend, an dem man nichts Besseres vorhat; schön für graue, verträumte Novembertage; Ohrwurmgefahr sehr gering; den Lyrics aber sollte man ganz genau lauschen.
Kino:
Blade Runner 2049: Fantasy/Mysterie mit Ryan Gosling von Denis Villeneuve; leider mit sehr hohem Realitätsfaktor – leider deshalb, weil dieses Endzeitszenario mit saurem Regen, atomarem Winter, völlig zerstörter Erde und nach wie vor Intrigen zwischen Herrscher und Beherrschten so realistisch, glaubwürdig und furchteinflößend ist. Trailer
Raving Iran: Dokumentation von Susanne Regina Meures über die Brüder und Techno-DJs Anoosh und Arash (Blade & Beard), wie sie Underground-Partys in der Wüste organisierten, ihre CD versuchten auf dem Schwarzmarkt Teherans zu verkaufen und ihren Auftritt beim Lethargy Festival in Zürich zur Flucht aus ihrer Heimat in die moralisch und musikalisch offene westliche Welt nutzten; beeindruckende Einblicke in ein Leben in politischer Unterdrückung, wo letztlich nur zwischenmenschlicher Zusammenhalt und Unterstützung helfen können; Assoziation: ein Vergleich mit dem DDR-Regime drängt sich nahezu auf.
Thor – Tag der Entscheidung: Fantasy/Sci-Fi mit Chris Hemsworth von Taika Waititi; netter, farbenfroher und kurzweiliger Klamauk, der wenig von den alten Sagen übrig lässt (was auch niemand anders erwartet hat) und stattdessen ein weiterer Kampf gegen die böse, machtgierige Frau (stellvertretend hier: Thors ältere Schwester und Todesgöttin Hela (Cate Blanchett)), ein weiterer hoffnungsloser Versuch falsche (Lebens-)Entscheidungen durch aufopferndes Märtyrertum wieder gut zu machen (Karl Urban als Executioner), ein weiteres Beispiel dafür, dass Männern – seien sie noch so clownesk, dumm, egoistisch, töricht, ignorant und kurzsichtig – erlaubt wird einen ganzen Staat zu regieren (oder in diesem Fall Jeff Goldblum als Grandmaster, der den Planeten Sakaar beherrscht).
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